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Coworking und Coworking Spaces – eine Möglichkeit für Kirche?

2019 haben sich eine Handvoll Kirchenvertreter*innen in Schleswig-Holstein auf den Weg gemacht, um zwei Coworking Spaces kennen zu lernen. Daraus entstand ein Film für die Landkirchenkonferenz, auf der das Konzept vorgestellt und diskutiert wurde. Ausführliche Informationen zu diesem Thema haben wir für Sie hier zusammengestellt.

Was ist mit Coworking gemeint?

Coworking bedeutet eigentlich nichts anderes als Zusammenarbeit und doch schwingt in dem Begriff sehr viel mehr mit, wenn er im Zusammenhang mit "neuer Arbeit" verwendet wird. Meist bezieht er sich auf die Arbeitsweise von Solo-Selbstständigen, die zwar selbstständig, aber nicht alleine arbeiten wollen. Statt sich aus Konkurrenz- und Wettbewerbsgründen von anderen abzugrenzen, suchen sie die Vernetzung – gerne über die eigenen Fachgrenzen hinweg. So bereichern sie sich gegenseitig, bekommen Feedback und Rat und generieren neue Ideen. Anfangs vor allem auf die Kreativberufe bezogen, schätzen heute auch andere Berufsgruppen diese Art von Austausch. Größere Unternehmen entdecken seit einiger Zeit die Vorzüge von "Coworking" und versuchen darüber, das Kreativitäts- und Innovationspotential ihrer Beschäftigten zu fördern.

Was sind Coworking Spaces?

"Coworking Spaces" bieten die Räumlichkeiten für diese Art von Zusammenarbeit. Hier kann man einen Arbeitsplatz für kurze oder längere Zeit mieten und trifft auf Menschen, die ähnlich arbeiten wollen. Doch Coworking Spaces sind nicht nur ein Gemeinschaftsbüro (shares workspaces), sie bieten nicht einfach nur einen mobilen Arbeitsplatz. Coworking spaces werden im Kern von einer "Community" getragen, die nicht nur Mieter, sondern oft auch Mitglieder sind und sich in die Gestaltung des Spaces einbringen können: Was brauchen sie für eine gelingende Zusammenarbeit? Für kreatives und innovatives Arbeiten? Wie können 'zufällige' Begegnungen, aus denen etwas entstehen kann, gefördert werden? Dabei sind drei Faktoren gesetzt: schnelles Internet, guter Kaffee und ein*e Community-Manager*in. Hinter "guter Kaffee" steht ein Konzept: Ein Raum, in dem man sich zum Kaffee trifft, dabei arbeitet und sich gezielt oder nebenbei austauschen kann. Es gibt aber auch "stille" Räume zum konzentrierten Arbeiten und andere, in denen zum ungestörten Telefonieren. Die Community-Managerin fördert den Austausch. Sie weiß, wer da ist und wer woran arbeitet, wer gerade einen flow hat und wem ein Austausch mit anderen helfen könnte – und stellt Kontakte her. 

Die Motive, ein Coworking-Space zu nutzen oder gar anzubieten, sind vielfältig. Im ländlichen Raum geht es mehr noch als in der Stadt um die Verknüpfung von Leben und Arbeiten. Die Reduzierung von Pendlerströmen ist ein weiteres Motiv – das mittlerweile auch von Unternehmen aufgegriffen wird. Denn nicht jede*r arbeitet gerne im Homeoffice. Viele schätzen einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz in Wohnortnähe, an dem noch andere arbeiten.

Coworking im ländlichen Raum

Coworking im ländlichen Raum steht im Vergleich zu Coworking Spaces in den Städten vor besonderen Herausforderungen: dazu zählt neben einer guten Verkehrsanbindung vor allem ein schnells Internet! Eine besondere Rolle spielt die Community. Denn die Ausstrahlung des Coworking Spaces ist die Voraussetzung dafür, dass eine kleine Gruppe von Menschen sich engagiert und regelmäßig dort arbeitet. Sie bildet den Kern der Community, wobei sich die Zusammensetzung immer mal wieder ändern kann. Es gibt Kommunen und Initiativen, die Coworking Spaces fördern oder gar selbst anbieten. Sie versprechen sich gerade im ländlichen Raum eine Ausstrahlung in die Region und eine Aufwertung als Wirtschaftsstandort. In Dörfern können leerstehende Gebäude revitalisiert werden und in touristischen Regionen können "Coworkations" die Attraktivität von Urlaubsorten erhöhen. Selbstständige können hier Urlaub machen und zugleich an ihren Projekten arbeiten.

Coworking Spaces und Kirche

Können Coworking Spaces Möglichkeiten für Kirchengemeinden und -kreise eröffnen? Es gibt Beispiele aus größeren Städten dafür: Das Blau10 der reformierten Kirche in Zürich und das Mirabell 5 der Erzdiözese Salzburg. Die Friedenskirche in Hamburg-St. Pauli hat ihr Gemeindehaus an ein Coworking-Space vermietet (Hier Christ Du was). 

Was fehlt, sind Beispiele für die Verknüpfung von Coworking und Kirchen im ländlichen Raum. Wo immer der KDA diese Idee in der Coworking-Szene äußert, stoßen wir aber auf Interesse und Zustimmung. Machen wir was daraus! 

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